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Geister der Türkei: Auf Steinen Trümmern und Ruinen

Geister der Türkei: Auf SteinenTrümmern und Ruinen


Özge KELEKÇİ

Meral AKBAŞ


Übersetzt von: Anna Paßlick


Was von Nietzsche’s Besuchen des Silvaplana Sees in Surlej jeden Sommer in Erinnerung geblieben ist, ist ein Steinfund während seines Spaziergangs um den See. Dieser Stein, später Zarathustra-Stein genannt, war Nietzsche’s Gesprächspartner, während er eine der Konzeptualisierungen durchlief, die die gesamte intellektuelle Geschichte des 20. und 21. Jahrhundert aufrütteln würde: Ewige Widerkunft. Nietzsche findet in einem Stein die Keime für Wiederholungen, Möglichkeiten, Neubeginne, neue Entscheidungen, und für das Gestalten seiner eigenen Ethik in der unendlichen Welt, die sich eröffnet hatte, während der Stein einfach so dastand, wer weiß für wie lange. Ewige Widerkunft beginnt mit der Frage „Was würde passieren, wenn unsere Leben hier und jetzt unterbrochen würden? Könnten wir das gleiche Leben wieder und wieder leben?“ [i]  Was eröffnet sich mit dem Stein? Der Stein eröffnet Welten, in denen Möglichkeiten der Wiederholung und Eventualitäten bis zur Unendlichkeit in unseren Leben Bestand haben. Gegeben, dass der “Stein den unendlichen Kreis zieht … ist es die Essenz von hartnäckiger Ausdauer, einfach zu überwintern.” .[ii] Allerdings ist der Stein nicht allein, sonden in Gesellschaft von Geistern, den Geistern, die in, auf und um Steine, Ruinen und Relikte herumwandern. Die Geister, die um diejenigen herumspuken, die sie treffen, mit denen sie wandern, um diejenigen, die Deportationen erwirkt haben, diejenigen, die von hier migriert sind, diejenigen, die getötet haben, und diejenigen, die dort umgebracht wurden, um die Orte, an denen Menschen umgebracht wurden, verschwanden, alte Anwohner*innen dieser Orte, Steine, Felsen, und ihre neuen Besitzer*innen. Geister als Begleiter*innen des (Nicht-)Daseins der Steine, die sammeln, desintegrieren, erinnern, und tragen. In diesem Sinne sind vielleicht „Steine, entgegen ihrer konkreten Form, die Sache, mit der niemand umgehen kann“ [iii] , was auch immer sichtbar oder unsichtbar ist, schwer oder leicht, oder niemals zu wiegen, was als stabil gesehen wird, und was nicht gefasst werden kann, all diese Dinge sind im Stein, alle zusammen im Stein. 

In diesem und dem nächsten Artikel möchten wir die Wiedergutmachungs- und Konfliktproblematiken der nahen und entfernteren Vergangenheit der Türkei lesen und analysieren, indem wir den Achsen von Steinen, Trümmern, Ruinen und Geistern folgen. Mit ihnen möchten wir uns den Welten öffnen, die mehr-als-menschlich sind. In diesem ersten Artikel versuchen wir die theoretischen Perspektiven, sowie den konzeptuellen Rahmen aufzubauen, um dann im zweiten Artikel die Erinnerungsbox der Türkei zu öffnen und den Geschichten von versteinerten Geistern, sowie spukenden Steinen zu folgen.

Tim Edensor schreibt, wie das Fokussieren auf Steine, das Auf-Steine-Aufmerksam-Werden und sich an Steinen orientieren neue Wege der Sichtbarkeit für Objekte, Texturen, Abwesenheiten und Spuren bietet, die zuvor übersehen wurden: „Steinige Objekte sammeln Eindrücke und rufen bestehende und verschwundene Beziehungen hervor. Sie machen Geschichten möglich und bringen unerwartete Affekte und Gefühle in den Vordergrund.“ [iv] Sich neben Steine zu begeben und mit ihnen zu wandern, bedeutet zu begzeugen, wie unterschiedliche Zeitlichkeiten und Räumlichkeiten sich für einander öffnen, wie Zeitlichkeiten und Räumlichkeiten sich ansammeln, verwoben in einem Stück Stein, auf Steinen, in Steinen, unter Steinen. In den Worten von Birhan Keskin: “Die ganze Welt ist in der Berührung eines Steins.”[v] Damit ist es einzig mit Steinen möglich, Vergangenheit oder Zukunft, utopische oder dystopische Räume, Lieder oder Klagelieder, Hoffnungen oder Verluste zu projezieren oder auszulöschen, nur, indem wir durch eine Fraktalisierung beim Stein sind, meist durch einen Riss, durch den das Licht hereinscheint, in der eine Wunde im Land geöffnet wurde. All das ist - wieder in den Worten von Birhan Keskin - nur in den “Ältesten von hier… Bauch der Welt” [vi] möglich. 


Das vom Stein versteckte


Dies ist die Geschichte einer Frau, tausenden von Frauen, deren Schmerz sich auf ihren Augenlidern ausdrückt, in ihren weißen Haaren, in den Linien auf ihrer Stirn, die all diese Schmerzen und Freuden zurücklassen und in einer unbekannten Stadt leben und “warten” mussten. Dieser “Kieselstein” ist die Geschichte einer Frau deren Tränen auf ihn, der aus ihrer Heimat kommt, gefallen sind inmitten einer Tragödie, die im Konzept “Kieselstein” schon inbegriffen sind. [vii]

In ihrer Kolumne namens Stein erzählt Evrim Alataş die Geschichte einer Frau aus Mardin, die in den Vororten Istanbuls leben musste. Die Frau möchte, dass Alataş ihr einen Stein aus Mardin mitbringt. Alataş kommt ihrem Wunsch nach und gibt den Stein der Frau. Alataş’s kurzer Text endet mit den Worten: „Als ich ihr den Stein gab, küsste sie ihn drei Mal, so wie Geflüchtete, die ihn ihr Heimatland zurückgekehrt sind. Und danach sagte sie auf Kurdisch: „Hier ist das Blut unserer Toten.“ … Dann weinte sie auf den Stein.“ [viii]

Während Pierre Nora Geschichte und Erinnerung einander entgegensetzt und versucht die Geschichte in theoretischem Sinne zu retten, erwähnt er, dass Geschichte die Repräsentation der Vergangenheit ist, während es bei Erinnerung und beim Gedenken um die Gegenwart geht. Dabei bindet er die Gegenwart an eine unendliche Zeitlichkeit: „Erinnerung situiert das Gedenken in einem heiligen Kontext… Erinnerung springt aus Gruppen hervor, die von ihr zusammengehalten werden… Erinnerung ist im Konkreten verwurzelt: in Raum, Geste, Bild und Objekt.“ [ix] Eine der wichtigsten Texturen ist was Nora lieu de memoire nennt, und Erinnerung möglich macht, indem sie die Verbindung zwischen Zeit und Raum und Steinen und Steinstrukturen sichtbar macht. Steine und Steinstrukturen führen individuelle und soziale Bindungen, Geheimnisse, Geschichten “das Einmalige” und die “lang andauernden Zukünfte” fort. Stein orientiert und reorientiert sich insbesondere durch die Kraft des Wassers, der Flüsse, der Meere, Schwankungen. Er überbrückt Generationen. Er überwindet Geographien. Er beschützt still die Mysterien, die nicht in Vergessenheit geraten können. So wie der Stein, der aus einer Ecke an der Grenze von Amed und Mardin kam, von einem Feld, direkt neben einer Militärsperrzone, genau wie dieser Stein, der dazu führt, dass sich zwei Frauen berühren, wie der Stein, der in einer Stadt zum liegen kam, die in einem Stadtkrieg als Folge eines früheren Besatzungskriegs mit sich ringt, der Stein, der als Vergangenheit und Zukunft in der Hand einer Frau liegt, als Tod, Schmerz, Sehnsucht, Wut, eine Möglichkeit und vielleicht eine Hoffnung, so wie der Stein, der gegen alle standhaft blieb.


Das vom Stein Durchlebte


Stein intensiviert [Erinnerungen] mehr als Festnahmen. Sogar Steine, die ohne Absicht zusammengebracht wurden, können seltsame und kraftvolle Lebendigkeit hervorbringen. Zu häufig auf eine Todesmetapher reduziert, nur mit Geschichte und Gedenken betraut, bedeutet Stein auch unvorhersehbare Zukünfte und unerwartetes Gedeihen. Stein hält Leben.” [x]

Die Relationalität von Stein und Leben ist sogar vorgeschichtlich. Das Leben ist mit den Kräften der Steine und Steinen selbst verwoben, lange vor geschriebener und mündlich weitererzählter Geschichte. Da die ersten Werkzeuge aus Stein gemacht waren, läuteten die neuen Formen von Steinen und die Art, wie sie genutzt wurden, das Ende und den Beginn von Ären ein. Mühlen und Mühlsteine sind wichtige Teile eines ortsgebundenen und neuen Lebens, landwirtschaftlicher Revolution, und Zeichen der Gestaltung einer neuen Form von Sozialität. Es ist eine Qual zu sehen, wie die Mühlen und Mühlsteine – einst Lebenszeichen von unterdrückten und durch die Türkei verfolgten Völkern – heute zur Plünderkammer für Schatzsucher*innen auf der Suche nach wertvollen Gegenständen geworden sind. In einem Beitrag in den sozialen Medien geben die Schatzsucher*innen sich gegenseitig Ratschläge, wie eine Mühle zu untersuchen ist: “Sobald du eine Mühle betritts, ist der erste Platz an dem du suchen solltest, unter dem Mühlstein.” [xi]


In seinem Artikel Bauen, Wohnen, Denken analysiert Martin Heidegger die Potentialitäten, die mit den Wohn – und Bauakten in Zeit-Räumlichkeit sichtbar werden. Er betont, dass ein Raum bei seiner Betrachtung nicht als eine Eingrenzung von Räumlichkeit, sondern als ein sich-Entwickeln von Zeitlichkeiten gesehen werden sollte.[xii] In Verbindung zum Leben können Steine aus der gleichen Perspektive betrachtet werden. Das Entfalten von Zeitlichkeiten und die gleichzeitige Enthüllung von Spuren geologischer Ären in Steinen können durch eine Einladung zur Wiedergeburt lebendiger Wesen möglich werden, aber nicht, indem nach Steinen gejagt wird. Am 23. Mai 2022 schreibt die Twitter-Nutzerin @sapinuwa einen Thread von Tweets, in der sie die Fossilien erklärt, welche in Granitstrukturen moderner Gebäude enthalten sind. Mit diesen Tweets und Fotos zeigt @sapinuwa die fossilen Nummuliten im Granit des Alten Präsidentiellen Symphonieorchestergebäudes, in den Steinmauern eines Hotels in Bartın, die Millionen Jahre alte Fossilien enthalten, die Sektionen von Seeigeln im Guray Museum, alle Versteinerungen, die in den Mauern des Ankara Numune Krankenhaus schlafen, und die Millionen Jahre alten Fossilien, die ihre sieben jährige Tochter in den Granitfelsen eines Schulgebäudes erkennt. Diese enorme Diversität und Lebendigkeit ist eines der beeindruckendsten Beispiele, wie Steinstrukturen die Welt über das Menschliche hinweg tragen können. [xiii]


Das vom Stein Zerstörte


Die Denkmalindustrie hat zahllose Ruinen in strikt geregelte Orte verwandelt, wo Besucher*innen Eintritt zahlen, um ein Relikt zu betrachten, das sie fotografieren aber nicht anfassen dürfen. Diese Ruinen sind Objekte ohne Nachleben: tote Dinge aus einer toten Vergangenheit. Ihr Wert kommt aus einer längst vergangenen Zeit. Das bestgehüteteste Geheimnis der Denkmalindustrie ist, dass ihre Ruinen Trümmer sind, die fetischisiert wurden.” [xiv]


Gaston Gordillo beginnt sein Buch Trümmer mit einer Interpretation der Dynamik zwischen Ruinen und Trümmern und betont, dass Ruinen aus marxistischer Perspektive – wie abstrakte Arbeitskraft – tote Objekte sind. Dazu führt er Henri Lefebvre’s Diskussion von Raum an. Von außen gesehen, genauer, aus Sicht der in der Nähe lebenden Menschen betrachtet, sind diese Ruinen anfassbare, veränderbare, lebbare und wieder aufbaubare Trümmer. Auf Grund der erwähnten Charakteristiken sind Trümmer vergleichbar mit konkret-nützlicher Arbeit, die nicht fetischisiert werden kann. Es kann eine Beziehung mit ihnen eingegangen werden, und sie sind umkämpft. In Anlehnung an Adornos Logics of Disintegration denkt Gordillo Trümmer und Ruinen neu und spricht von der Möglichkeit mächtigerer Konfrontation mit Vergangenheiten, die in diesen Räumen geschehen sind. Lasst uns an dieser Stelle unseren Blick zu Georg Simmels Text Die Ruine wenden[xv]: Simmel stellt Ruinen als “dort, wo das Leben vorbeizieht” dar. Weil in derselben Ruine, in der “Leben vergangen sind”, “zu einem anderen Zeitpunkt auch Leben gelebt wurden”, verschmelzen Ruinen Vergangenheit und Gegenwart und bringen eine neue, gänzlich andere Gesamtheit zum Vorschein, die sowohl das, was zurückgelassen wurde, als auch das, was ergänzt wurde, beinhaltet. Damit repräsentieren Ruinen – wie Gordillo ausgeführt hat – eine andere Zeit-Räumlichkeit, in der die Spannung zwischen Vergangenheit und Gegenwart gebrochen/aufgelöst/unterbrochen ist.


In der Türkei präsentieren Felsstrukturen, Ruinen, Trümmer und Relikte vermehrt Möglichkeiten, die gewaltvolle Geschichte dieser Gegend zu verstehen. Denn was beschützt, nicht beschützt, fetischisiert, zerstört, ausgelöscht, als Trümmer akzeptiert, oder besetzt wird, wird nicht von den ansässigen Menschen, sondern von lokalen Gemeinden, archäologischen Behörden, und insbesondere dem Staat und Militärkräften festgelegt. Wenn es im türkischen Kontext an denkmalgeschützten Orten beispielsweise große Lücken gibt, dann bedeutet es höchstwahrscheinlich, dass es hier etwas zu vergessen gilt, dass eine Vergangenheit vorhanden ist, die nicht konfrontiert werden kann. Wenn ein historischer Ort nicht geschützt wird, findet er mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Raum in der offiziellen Geschichtserzählung. Wenn die Überbleibsel an einer Stätte als Trümmer gesehen werden, tragen sie höchstwahrscheinlich die Spuren von staatlicher Militärgewalt und/ oder Fahrlässigkeit, wie zum Beispiel die Bombardierung kurdischer Städte, oder das Erdbeben und die Flut, die durch Sicherheitslücken ausgelöst wurde. Hier in der Türkei wandern Geister um Steine, Ruinen und Trümmerhaufen herum. Sie versuchen, einen Ort zu enthüllen und Möglichkeiten zu eröffnen, zwischen den Brüchen in Steinen, den Tiefen der Gewässer und den Haufen von Trümmern.


Das vom Stein Erzählte


Und für den*die wahre*n Sammler*in wird jedes Einzelteil in diesem System zur Enzyklopädie jeden Wissens dieser Epoche, der Landschaften, der Industrie, sowie seinen ehemaligen Besitzer*innen. Die Verzauberung, die mit einem Zittern und einer Erinnerungslücke entsteht, wenn der*die Sammler*in ein bestimmtes Stück in einen magischen Zirkel einschließt, wird zu Stein. Alles Erinnerte, Gedachte, Bewusste wird zum Sockel, Rahmen, zur Säule und zum Siegel des Besitzes des Steins.” [xvi]


Wenn Sammler*innen sich einen Stein als Sammelobjekt ansehen, warten sie darauf, dass der Stein spricht. Sie verlieben sich in Steine und Felsstrukturen, mit ihren Spuren einer nahen und weiter entfernten Vergangenheit, die sie in die Gegenwart transportieren, indem sie diese Spuren sichtbar machen. Aus diesem Grund entfernen Sammler*innen Steine von ihren ursprünglichen Standorten, tragen sie mit sich, und sammeln sie. Dadurch werden die Steine von ihren Geschichten, Bedeutungen und allem anderen, was sie mit sich tragen getrennt, nur um dann neben komplett anderen Steinen zum Liegen zu kommen. Wenn diese Montagetechnik, diese Art der Gegenüberstellung das, was der Stein angesammelt hat, nicht auslöscht, sondern den Stein stattdessen für neue Bedeutungen öffnet, es ihm ermöglicht, mit der Welt in neuer und anderer Form in Austausch zu treten, dann hat der*die Sammler*in – im Sinne von Benjamin – seine*ihre Arbeit getan. Denn die Geister in den Steinen bewegen sich nun in Richtung anderer Geister und beginnen in der Sprache des Schweigens mit anderen Stillen zu sprechen.


Simon Effendi, auch als Meister Sigi bekannt, war aktiver Soldat in dem Arbeiterbataillon, das aus armenischen Steinmeistern, Tischlern, Eisenschmieden, Schmieden, Klempnern und Schlossern bestand. Während sie damit kämpften Militärbarracken und Unterkünfte am anderen Ende von Zara zu bauen, kehrte Enver Pasha, der die Soldaten in Sarıkamış geschlagen hatte, nach Istanbul zurück und nach einer Weile wurde angekündigt, dass alle Armenier*innen von ihren Anwesen vertrieben und nach Al-Jazirah und in die syrischen Wüsten zwangsdeportiert werden sollten. Mit trauriger und zittriger Stimme beginnt der syrische, braunhaarige Kommandeur Yahya Beg, sein Bataillon versammelt hatte, zu dem auch Meister Sigi gehörte, das Arbeiterbataillon von Zara, zu sprechen: „Freunde“. Er erwähnte seine Zufriedenheit mit ihnen, ihrer Loyalität, ihren Fähigkeiten. Und dann versuchte er den Befehl zu erklären, den er diesen Morgen erhalten hatte, dass „alle armenischen Subjekte deportiert werden sollten.“ [xvii]


Die Kraft des Steins zu versammeln und anzusammeln ist groß. Genauso die Kraft, sich zu erinnern und zu erinnern. Aber was ist mit den Stimmen derer, die den Stein eins zum Sprechen gebracht hatten? Wie erzählen die Räume bearbeiteten Steins von ihren Meister*innen? Welche Geschichten, die auf keine Seite geschrieben, nicht dokumentiert und archiviert wurden, strömt aus den Steinstrukturen von Gebäuden? Die Moscheen von Istanbul, die Paläste, diese spektakulären Gebäude, die als Banken, Museen, oder als eine Art von offiziellem Gebäude genutzt werden, waren sie nicht einst die Kunst der Familie Balyan? Die Gaziantep Kurtuluş Moschee war einst eine Kirche, dann wurde sie direkt nach dem armenischen Genozid zu einem Gefängnis, dann zu einer Moschee. Wie ist es möglich, dass eine Kirche, die von Sarkis Balyan geplant und von Sarkis Tasciyan gebaut wurde, so plötzlich zum Gefängnis wurde? Das ist es, was Steine erzählen, was Steine bezeugen.


Es ist also eine Politik der Abwesenheit, des Geisterhaften, die in diesen Bildern  [den Fotos von zerstörten armenischen Häusern, armenischen Kirchen], animiert von gespenstischen Präsenzen einer Geschichte der Zerstörung und Auslöschung, am Werk ist. Die Bilder zoomen heran und vergrößern dadurch den fortwährenden Prozess der Zerstörung, der Dezimierung und des Verschwindens… Sie hallen wider mit gespensterhaftem Murmeln und sonst Schweigen. Schweigen der Toten, denen wir noch immer Gerechtigkeit schuldig sind.“ [xviii]


Damit beginnt die Abwesenheit dessen, was einst war, ihre Stimme durch Stein zu finden. Stein vergisst nicht. Stein erzählt die Geschichte dessen, was ihm passiert ist, was in ihn hineingeritzt wurde, wie er zerstört wurde, und vielleicht erzählt er vor allem mit seiner Abwesenheit. All diese enormen Existenzen – die Arbeit von armenischen Steinmeister*innen in diesen Gebieten, das Alltagsleben in griechischen Häusern, assyrische Wahlsteine – sind nun durch Geister verkörpert. Legenden kommen und gehen, von Dorf zu Dorf, Dorf zu Stadt, Stadt zu Dorf. Viele Menschen jagen die Juwelen, von denen vermutet wird, dass sie nach der Einführung der Vermögenssteuer in Hauswänden versteckt wurden, und von Armenier*innen unter Mühlsteinen und Grabsteinen, während sie auf der Flucht waren, oder kurz davor, umgebracht zu werden. Die Schatzsuche selbst macht die Ablehnung der Präsenz dieser Existenzen zur Lüge. Um die Trophäen zu jagen, müssen Schatzsucher*innen ihre Großväter von ihren Fehlern freisprechen. Doch diese Steine haben die Träume armenischer Frauen für mehrere Jahrhunderte versteckt. Der Stein, der versteckte, ist nun in den Händen der Fänger*innen: “Es gibt einen Stein vor unserem Haus. Er hat in etwa die Größe dieses Tischs. Der Stein ist über und über beschrieben… Aber es ist ein so schöner Stein, dass man ihn nicht sehr lange ansehen kann. Er steht wie er ist vor unserer Tür… Da sind zwei Pfauen, die Trauben in ihren Schnäbeln tragen. Auf dem Stein. Sie sagten uns, dass Trauben für Diamanten stehen. Ich schlug sie mit einem Hammer auf… Ich habe die Trauben zerstört, aber es war nichts drinnen.” [xix]


Das vom Stein Verdunkelte


Die verdunkelnde Kraft von Steinen beginnt wohl mit Wänden. Mit Grenzen. Mit Wänden, die ein Zuhause vor dem anderen Zuhause schützen, das Innere eines Hauses vor der Außenwelt, Luxussuites vor Baracken, ein Land vor Fremden/Feinden/Geflüchteten. Am stärksten wird die verdunkelnde Kraft des Steins sichtbar innerhalb von Gefängniswänden. Was an dem Stein dunkel ist, ist seine Macht, einzugrenzen, zu begrenzen und abzuschließen. Doch in jeder Dunkelheit befindet sich auch ein Riss, durch den manchmal Wasser, manchmal Licht, manchmal Erinnerungen, manchmal ein Brief, manchmal ein Lied hereinkommen. Die heutige Welt macht Disziplin durch Abschließen zur Regel. Sie schließt durch Einschließen aus, schließt durch Einschließen ein, individualisiert durch Einschlüsse, ahmt durch Einschließen nach und differenziert gleichzeitig dadurch. Die Archäologie der Isolation und Trennung durch Differenzierung und Gruppierung steht für die Grundstruktur der Gesellschaft. Die Hochsicherheitstrakte, die die inneren Grenzen einer Stadt explizit machen, oder neue interne Grenzen erzeugen, die Häuser mit engen Fenstern, sowie die Schulen, sehen wie Gefängnisse aus. Krankenhäuser ähneln Schulen. In seinem Inneren und Äußeren sammelt jedes Betongebäude Ähnlichkeiten und Unterschiede. Steinmauern erschaffen durch Einfriedung.


Manch eine*r würde ohne Zweifel sagen, dass die ultimative Grundlage des sozialen Raums Verbote sind. Um diese These zu unterstützen würde er*sie das Ungesagte in der Kommunikation zwischen Mitgliedern der Gesellschaft anführen, die Kluft zwischen ihnen, ihren Körpern und ihres Bewusstseins, und die Schwierigkeiten des sozialen Umgangs; die Entwurzelung ihrer engsten Beziehungen (wie zum Beispiel die eines Kindes zu seiner Mutter), und sogar die Verwerfung ihrer körperlichen Integrität, und zuletzt, die niemals erreichte Wiederherstellung dieser Beziehungen in einer “Umgebung”, die aus einer Reihe von Zonen besteht, die von Verboten und Sperren geprägt sind. [xx]


Obwohl Distanzen, Verbote und Trennungspraktiken als negative teleologische[xxi]  Werkzeuge nur in Konzentrationslagern, Gefängnissen, psychiatrischen Krankenhäusern, oder in Quarantäne zur Anwendung zu kommen scheinen, operieren sie eigentlich in jeder Schicht der Gesellschaft. Mauer und Steine machen Distanzen und Verbote explizit, angefangen bei der Unterscheidung zwischen dem Innen und Außen von Häusern, und erzeugen eine Unterscheidung zwischen privat und öffentlich, Gesellschaft und Individuum. Die trennende und unterscheidende Macht von Mauern und Betongebäuden ist heute präsenter als je zuvor. Mit dieser Macht steht der Stein für das „nicht“ in Allem. Das ist es, was der Stein verdunkelt.


Die Friedhöfe der Namenlosen in der Türkei sind die radikalen und marginalen Räume des Todes: diese Friedhöfe sind nicht nur für obdachlose Menschen, sondern auch für diejenigen, die vom Staat nicht anerkannt werden. Nach türkischem Gesetz werden Personen, um deren Bestattung sich kein Familienmitglied kümmert, auf dem Friedhof der Namenlosen begraben. Damit werden diese Friedhöfe auch zu Orten der Bestrafung. Hier liegen diejenigen begraben, die vom Staat und ihrer Familie nicht anerkannt wurden. Es scheint, dass Minderheiten, Staatsgegner*innen, Geflüchtete und LGBTIQ in der Türkei der Zugang zu Friedhöfen als universalen Orten des Gedenkens, der Erinnerung und der Unsterblichkeit verwehrt sind. Während Friedhöfe von Minderheiten und kurdischen Menschen zu Orten der Razzien und Gewalt werden – durch Schatzsuchen und/oder das Begehen von Hasskriminalität gegen Minderheiten, oder indem alle Spuren des Widerstands von und für kurdische Menschen ausgelöscht werden – sind Friedhöfe der Namenlosen eine Weiterführung der Zerstörung und des Auslöschens. So ist selbst der Besitz eines Grabsteins in der Türkei Teil des Widerstands. Das ist es, was die Abwesenheit des Steins bedeutet.


Das, wogegen der Stein Widerstand leistet


Die Art des Homo begann vor rund zwei Millionen Jahren mit größerem Erfolg und anhaltenderer Konsistenz als andere Primaten Dinge zu werfen. Steine zu werfen wurde zu einem der Hauptwerkzeuge, um gegen andere Spezies zu kämpfen und sie zu jagen. Nach einer zwei Millionen Jahre langen Evolution ist der Homo Sapiens nun der*die beste Werfer*in auf der Erde.“ .[xxii]


Nach der Monopolisierung von Gewalt in den Händen von Staaten, mafiösen Organisationen und globalen Unternehmen, sind Steine wieder zu einem Hauptwerkzeug des Massenwiderstands geworden. Die Räume des Protests, in denen Steine auf Widerstand treffen, der Stein, den Edward Said auf die westliche Besatzung geworfen hat, die Orte hinter den Barrikaden der Pariser Kommune bis nach Thailand, von den Gezi Protesten zu kurdischen Kindern, all diese Orte brechen die Tür zu einer anderen Welt auf. Alle zeigen die Möglichkeit, eine andere Welt schaffen. Wenn ein Stein geworfen wird, wenden sich Zeit und Raum in eine andere Richtung, dem Widerstand zu. Die Risse in Gefängniswänden, die Geister auf Grabsteinen, das Schweigen, das sich um Ruinen herum angesammelt hat, alle wachsen mit jeder Bewegung eines Steins, alle verwandeln sich in Realität und beginnen möglicherweise, ihre Geschichte zu erzählen. 

„Niemand hier hat Zeit und Geduld, niemand hört dir zu. Wir, die Neuankömmlinge, wenden uns in einer instinktiven Bewegung Ecken und Wänden zu, um unsere Rücken zu schützen.“ [xxiii] Wie Levi schreibt, werden Mauern und Steine in Konzentrationslagern und Gefängnissen manchmal zu Orten der sicheren Berührung, die vor Folter und kompletter Zerstörung schützen. Wenn eine Jüdin ihren Namen in die Mauer einritzt, überlebt ihr Name. Eine Person hält sich an der Wand fest, an der letzten Station des Todes und menschlicher Ethik. Hier ist es, wo der Stein Widerstand leistet. 


Graffitis auf Wänden von Armutsvierteln, unter Brücken wurden - kurz bevor sie zu Werkzeugen der Gentrifizierung von lokalen Behörden und Kunstmonopolen geworden sind – zur Sprache junger armer Menschen. Die Wände von alten Häusern in Armutsvierteln tragen die Spuren von Slogans derer, die genau wegen dieser Schriftzüge umgebracht wurden. Ein Stadion der Middle East Technical University wurde nach dem Schriftzug benannt, der auf seinen Treppen geschrieben stand: REVOLUTION. Das Stadium tritt durch den Fakt in Erscheinung, dass dieser Slogan nicht überschrieben oder zerstört werden kann. Er wurde in Stein gemeißelt.

In einem kurzen Video sehen wir eine Gruppe von Frauen mit ihren weißen Schals, die am Rande einer Autobahn sitzen. [xxiv]Ein müdes Lächeln scheint auf ihren Gesichtern zu liegen. Sie haben fünf Steine in ihren Händen und spielen das seit längstem bekannte Spiel. Vielleicht sind sie auf dem Weg zu einer Demonstration oder kommen von einer. Vielleicht ist es direkt vor oder nach einem Gefängnisbesuch. Steine spielen, bewegen sich in den Händen von kurdischen Frauen, der Stein wird geworfen, gesammelt, schlüpft hindurch, versteckt sich und trifft andere Steine wieder, dort in den Händen der Frauen. So verändert der Stein, wird verändert. [xxv]


Geister der Steine, Steine der Geister


In seinem Buch Spectres of Marx (Dt. Marxs Geister) argumentiert Jacques Derrida gegen die westliche Metaphysik der Präsenz und ruf zur Konzeptualisierung einer Hauntologie auf. [xxvi] Er lehnt Ontologie als Konzept der unendlichen “Jetzt”-Zustände ab, und versucht stattdessen, Vergangenheit und Zukunft zurück in die Gegenwart zu bringen. Derrida spricht davon, wie Vergangenheit und Zukunft zu respektablen Forschungsprojekten werden können, indem ihre Geister in das Hier und Jetzt übertragen werden. Die Vorstellung einer unendlichen Gegenwart (Präsenz) wird von einer nicht ersetzbaren Bewegung der Besetzung begleitet, dehnt sich durch alle Zeitlichkeit aus, und versucht die Geister loszuwerden. An dieser Stelle betont Derrida, dass es die Verantwortung der Intellektuellen ist, die ethische Last derjenigen Geister zu tragen, die epistemologisch nicht gekannt werden können, aber trotzdem beschützt werden sollten. Derrida argumentiert, dass die Jetztzeit nicht ausreichend ist, um ihre eigene Zeiträumlichkeit zu erschaffen. Mit Geistern zu sprechen, zusätzlich zum Akt des Trauerns, des aus romantischem Anliegen Geheimnisse Offenbarens und des Teilens von Wahrheiten, die aus Scham nicht erzählt werden können, ist für Derrida ein Weg, die Stimmen der Vergangenheit in heute lebenden Wesen zu hören und gleichzeitig die Stimmen der Veränderung für die Zukunft hier und jetzt zu erzeugen. Derrida erwähnt, dass Geister in der Zeitlichkeit angerufen werde sollten, in der sie zurückgelassen wurden. Als Wissenschaft der vergessenen Möglichkeiten von vergangenen und zukünftigen Träumen der Besiegten geht es bei Hauntologie darum  nach den konkreten, materiellen Konsequenzen des Abstrakten, des Immateriellen zu suchen. 


Particio Guzmán eröffnet den Dokumentarfilm Die Kordilleren der Träume  (2019) mit dem folgenden Satz: “Als ob alles, das verloren wurde, in die Risse der Erde gesickert war.” Vielleicht ist es deshalb, warum er uns erzählt, wie er die Steine der Anden aufbricht und neugierig hineinschaut, um etwas zu finden. Er erzählt in einer anderen Szene, wie die Anden während der gesamten Diktaturperiode in Chile stillstanden, alles beobachteten, und wie die Berge so zu Zeugen wurden. In den drei unterschiedlichen Teilen des Dokumentarfilms zeigt er, wie mächtig Steine sind, indem sie verstecken/versteckend, lebend, zerstört, verdunkelnd und widerständige Gebiete der Erinnerung sind, des Gedenkens und zukünftiger Möglichkeiten, Grundlage für Gespräche von verlorenen Zukünften, nicht gelebter Vergangenheit. Dies ist das gesamte Argument dieses Texts. Und von Anfang an sagt uns “ein langes Echo von Steinsprache”: 


Meere, Wellen schlagen mich, harsche Winde lassen sich auf meinen Gipfeln nieder.

Gebrochen, verwickelt, zerbröselt; zurück verwandelt in mein ganzes Selbst

Wenn du mich öffnest, brichst, hineinsiehst; die ganze Erde in jeder Ader.” [xxvii]



Notizen

[i] Nietzsche fordert uns auf, unsere Leben so zu leben, als ob wir es für die Unendlichkeit leben würden, und nur so könnten wir unsere eigene Ethik aufbauen. 

[ii] Karin Karakaşlı, “Taş Քար Stone”, in Boşluğun Gücü, ed. Norair Chahinian, İstanbul: Aras, 2015, S. 34.  

[iii] Karin Karakaşlı, ibid., S. 34.

[iv] Tim Edensor, Stone: Stories of Urban Materiality, Manchester, UK: Palgrave MacMillan, 2020, S. 296.

[v] Birhan Keskin, “Taş”, in Ba, İstanbul: Metis, 2007, S. 35.

[vi] Birhan Keskin, ibid., S. 35.

[vii] Evrim Alataş, Biz Bu Dağın Çiçeğiydik, İstanbul: İletişim Yayınları, 2010, s. 149. 

[viii] Evrim Alataş, a.g.e., s. 151-152.

[ix] Pierre Nora, “General Introduction: Between Memory and History”, in Realms of Memory: The Construction of The French Past I Conflicts and Divisions, New York: Columbia University Press, 1996, p. 3.

[x] Jeffrey J. Cohen, Stone: An Ecology of the Inhuman, Minneapolis: University of Minnesota Press, 2015, pp. 196-197.

[xi] Das volle Zitat lautet folgendermaßen: “Wo ist der Schatz in der Mühle versteckt? Die Geschichte von Mühlsteinen beginnt Jahrhunderte vor Christus und erreicht die Jetztzeit. Sie sind Orte des Handels, mit der Hauptfunktion Getreide in Mehl zu verwandeln. Wir können nicht sagen, dass in jeder Mühle ein Schatz begraben liegt, aber wir können sagen, dass es bestimmte Schatztruhen gibt, die es zu finden gilt. So wie ein Rad, eine Kirche, oder eine Brücke, sind Mühlen wichtige Versteckorte. Mühlsteine: wenn du in eine Mühle gehst, solltest du zuerst unter dem Mühlstein nachsehen. Sei vorsichtig. Es gibt zwei Mühlsteine, einer ist höher gelagert, der andere niedriger. Du musst unter dem niedrigeren Mühlstein suchen. Dieser liegt stabil auf dem Boden. Hier ist, wo das Geld des Müllers liegt. Wir sollten das sagen:  https://www.facebook.com/antikparalar/photos/a.110608410337929/ 375143430551091/?type=3 [Access date: 25 June 2022].

[xii] Martin Heidegger, “Building, Dwelling, Thinking”, in Basic Writings. Ten Key Essays, plus the Introduction to Being and Time, San Francisco: Harper, 1993, pp. 343-364.

[xiv] Gaston R. Gordillo, Rubble: The Afterlife of Destruction, Durham: Duke University Press, 2014, pp. 8-9.

[xv] Georg Simmel, “Harabe”, in Harabe Kapı ve Köprü, Kulp, translated by. Alp Tümertekin and Nihat Ülner, İstanbul: Janus, 2020, pp. 7-38. 

[xvi] Walter Benjamin, “The Collector”, in The Arcades Project, Cambridge: The Belknap Press of Harvard University Press, 2002, p. 205. 

[xvii] Doğan Akhanlı, Kapıyı Çalan Kimdi?, Bakış Dergisi, 1999; https://www.arasyayincilik.com/basindan/kapiyi-calan-kimdi/ [Access date: 1 June 2022].

[xviii] Alice von Bieberstein, “Holes of Plenty”, Etnofoor, 2021, 33 (2), p. 82.

[xix] Kübra Kurt Çalışkan, Bir Yeraltı Ekonomisi Olarak Definecilik: Van Örneği, Unpublished Master Thesis, İstanbul: Mimar Sinan Güzel Sanatlar Üniversitesi, 2019, p. 85.  

[xx] Henri Lefebvre, Mekânın Üretimi, İstanbul: Sel, 2019, p. 65.

[xxi] Giorgio Agamben definiert negative Theologie damit, dass sie Dinge durch negative Attribute beschreibt. Zum Beispiel war einer der vorwiegenden Wege, Gott in orthodoxer christlicher Theologie zu beschreiben “Gott is nicht endlich.” Oder “Gott ist nicht hier und jetzt.” Giorgio Agamben, Homo Sacer: Sovereign Power and Bare Life, Stanford: Stanford University Press, 1998.

[xxii] Michael P. Lombardo and Robert O. Deaner, “Born to Throw: The Ecological Causes that Shaped the Evolution of Throwing in Humans”, The Quarterly Review of Biology, 2018, 93 (1): 1-16.

[xxiii] Primo Levi, Bunlar da mı İnsan, İstanbul: Can, 2013, p. 48

[xxiv] https://twitter.com/celikferad/status/1519312579256107008?t=8AIHaCkM75QwX9gYXDaijg&s=08 [Access date: 30 May 2022].

[xxv] Natürlich erzeugen die Steine Veränderung. Wir würden gerne unserem Freund Taylan Özgur Öz danken, der an Steine glaubt und mit uns beginnt, überall Steine zu sehen.

[xxvi] Derrida spielt hier auf Englisch mit onto-logos versus haunt-o-logos. 

[xxvii] Birhan Keskin, “Taş”, p. 35.